Marathon Du vignoble d´Alsace, quasi ein ähnliches Erlebnis wie der Medoc-Marathon und damit ein kulinarisches Highlight des Jahres.
Geplant war es schon seit drei Jahren, aber Biel oder der Willinger Panoramalauf verhinderten bislang meine sinnvolle Teilnahme bei diesem Spaßmacherlauf.
Molsheim als Austragungsort liegt ca. 30km westlich von Straßburg, umgeben von farbenfrohen und pittoresken Dörfern. Unsere Anreise erfolgte am Samstag den 20.06.2009 und wir versuchten zunächst vergeblich den bereits am Ortseingang (!) ausgeschilderten Campingplatz zu erreichen. Alle (!) Zufahrtsstraßen waren gesperrt. Diese Sperrungen ließen sich leicht beiseite schieben und umfahren, wie wir nach ca. 1 h verzweifelter Zufahrtssuche lernen mussten.
Die Abholung der Startunterlagen mit 11 (in Worten elf) verschiedenen Coupons für Getränke und Essen erfolgte im Ortkern und ca. 100 m vom Campingplatz entfernt. Die Marathonmesse war schon interessant, obwohl die Sportwarenverkäufer nichts von ihrer Ware los wurden, waren dafür viele Messebesucher in feucht-fröhlicher Weinlaune. Im Bürgermeistergebäude schließlich gab´s Vorspeisen, Pasta, Spätzle und leckere Törtchen. Es wurden Lieder gesungen sowie Wein und Champagner getrunken. Weil´s bei uns üblich war, so vergnügten wir uns in unserem Startrekoutfit (die kann man auf alten Medocfotos bewundern). Irgendwann kamen dann auch die seltsamsten Bekanntschaften zustande. Die einen erzählten uns, dass sie im waren Leben eigentlich Marienkäfer seien, und Spock in Wirklichkeit nie mit einem Faser herumläuft. Aber Letzteres ist auch egal.
Mit der Nummer 246 auf meinem Enterpreis-Hemd (und mit Spockohren) begab ich mich am nächsten morgen zu den Bussen unmittelbar vor unserem Campingplatz. Im Schlepptau waren drei Tarzane, eine Jane und irgendwelche Baströckchenläufer. Abfahrt der Busse zum 2 km entfernten Dorlisheim war um 6 Uhr 40, der Marathon sollte von dort um 7 Uhr 30 starten. Bis dahin gab´s genug Gelegenheit Baletttänzerin mit Flügelchen und behaarten Beinen, Obelix, überdimensionierte Käsestücke usw. zu bewundern. Und es gibt sie wirklich, ein ganzer Bus voll mit Marienkäfern und Marienkäferinnen begrüßte mich.
Der Start war unspektakulär und die Strecke führte aus den Ort hinaus erstmal an Maisfeldern vorbei. Es folgten die ersten Hügel und nach 2,5 km den ersehnten Silvaner. Serviert wurde dieser von einer Dame im traditionellen Elsässer Kostüm.
Im nächsten Ort (Mutzig) wurde gleich von zwei Damen mit diesen wunderbaren Kostümen Pinot Blanc dargereicht. Dazu gab´s dann Brezel. Weil´s bei mir immer etwas länger dauerte, liefen so ca. 30 Läufer an mir vorbei. Mit von der Partie war auch Harry Potter und Dumbledore.
Nach Molsheim (leckerer Riesling) führte der Weg auch an Weinbergen vorbei. Die Dörfer glänzten mit bunten Fachwerkbauten, geschmückten Markplätzen und in seltenen Fällen auch mit musikalischer Darbietung. So richtig kann ich mich nicht mehr an Details erinnern. Ausgelassen habe ich den Pino Gris bei km 37, weil die Flasche vom Vorabend nicht so wirklich schmackhaft war, dafür genoss ich den Lauf mit extra viel Gewürztraminer. Im Gedächtnis sind mir noch eine Quiche Loraine, Bratwurst, Brot und Trockenobst irgendwo auf der zweiten Hälfte der Strecke. Außerdem wurde zweimal Rosé dargereicht, sowie Pinot Noir, Muscat und mehrfach Riesling. Gegen Ende konnte man den genauen Unterschied der Weinsorten immer weniger erkennen. Ich weiß nicht woran das lag!
So irgendwie schleppt man sich dann doch ins Ziel, nachdem der Crémant bei km 41,5 schon etwas überhitzt schmeckte. Die Gewichtszunahme (gefühlte 10 kg), Sonne und die immer steiler werdenden Berge machten die Lauferei schon sehr beschwerlich. Esther empfing mich freudig mit einem Küsschen und ich verschwand erstmal im Schwimmbad direkt neben dem Campingplatz. Interessant ist übrigens der Besuch des Bürgermeistergebäudes im Anschluss des Marathons. Hier versuchten auch die Marienkäfer zu singen.
Von den Läufern sind ca. 30% verkleidet und nur ca. 10% genießen diese einmalige Weinprobe elsässischer Weine. Selbst dran Schuld! Warum geben die (die verbleibenden 90%) dann das Geld dafür aus? Für die Teilnahme benötigt man ein Gesundheitszeugnis, die Anmeldung über das Internet ist jedoch problemlos. Des weiteren wird neben dem vollständigen Marathon auch ein Halbmarathon und eine Marathonstaffel (2*HM) angeboten. Beim Campingplatz haben wir uns Tage vorher angemeldet, notwendig ist dies jedoch nicht, denn schließlich sind zu dem Zeitpunkt auch noch keine Ferien und außer den Marathonläufern finden sich dort nur nette Holländer im Rentenalter. Ich würde diese Veranstaltung gerne noch mal machen. Es wäre schön, wenn einige Bittermärker sich daran beteiligen würden.
Unsere Reise ging am darauf folgenden Montag weiter Richtung Süden in den Gebirgszug der Chatreuse unweit von Grenoble, schließlich ins Massiv Central und am letzten Tag in die Bourgogne. Es war ein schöner Urlaub.
Den Willinger Panoramalauf konnte ich übrigens heute (= eine Woche nach dem Elsaßmarathon) genießen.
Braungebrannt, gut gelaunt und vollgegessen.
Rüdiger
Dortmund, 28.06.2009