Rom-Marathon - man hat immer was zum Gucken

Jetzt war es also endlich soweit. Samstagmorgen, viertel vor acht habe ich mich mit Vanessa am Bahnhof in Dortmund getroffen. Wir beide sitzen voller Vorfreude und total aufgeregt im Zug nach Düsseldorf. Gegen neun Uhr treffen wir uns mit Norbert und seiner Frau Claudia am Flughafen. Unsere kleine Rom-Truppe machte sich also auf den Weg. Der Flug nach Rom, vor allem der Zwischenstopp in Zürich war etwas hektisch, da wir aufgrund von Verspätungen nur ca. 20 Minuten Zeit hatten zum Umsteigen. In Rom angekommen, ging es dann mit dem Zug Richtung Innenstadt. Als wir dann endlich im Hotel waren, hieß es aber: Sie müssen leider in ein anders Hotel, wir haben einen Wasserschaden. Jetzt wurden alle etwas nervös. Wo ist das Hotel? Wie weit ist es bis zum Start morgen früh? Können wir morgen Mittag hier ins Hotel? Und wir müssen doch noch unsere Startunterlagen holen! Und ich brauch einen Supermarkt, um noch Getränke zu holen, usw., usw. Im Ersatzhotel angekommen, hieß es dann, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Also nur eben einchecken und dann los zum Marathon-Village, die Unterlagen abholen. Da wir unterwegs keinen Supermarkt gefunden haben, haben wir alle Getränke, die wir auf der Messe bekommen konnten, eingesammelt, damit wenigstens der Flüssigkeitsbedarf gedeckt wird.

Abends ging es dann noch gemeinsam zum Pasta-Essen in ein kleines Fisch-Lokal in der Nähe. Das hatte uns der Portier empfohlen, und es war wirklich gut. Gegen halb neun waren wir zurück im Hotel und jetzt war jeder mit sich selbst beschäftigt. Die Unruhe stieg langsam an und der Kleidersack wurde mehrfach ein-, aus- und umgepackt. Als ich endlich im Bett lag, musste ich aber doch nochmal mit Hilfe des Stadtplans die Strecke für morgen durchgehen. Schließlich will man ja wissen, wo es lang geht. Sonntagmorgen um 6.00 Uhr ging der Wecker. Mit Vanessa hatte ich einen Weckrufservice vereinbart, sie war aber auch schon wach, als ich anrief. Eine Stunde später haben wir uns zum Frühstück getroffen. Was Marathonläufer am Wettkampftag so zum Frühstück essen??? Vanessa würzte ihr Honig-Brötchen mit Salz und Norbert war der Grapefruitsaft nicht salzig genug. Dann ging es auch schon zur Metro. Vorher hatte uns die Dame an der Rezeption nochmal zugesichert, dass unsere Koffer um 12 Uhr im richtigen Hotel sind. Nach der sehr gut organisierten Kleiderabgabe (hier bekam jeder Beutel seinen eigenen Haken!) und ewigen Wartezeiten an den Dixi`s direkt neben dem Kolloseum trennten sich dann unsere Wege an den Startblocks. Vanessa ging zum Block B, Norbert und ich suchten Block D auf. Hier zeigte sich schon die sehr gute Organisation. Man konnte einfach nicht in einen anderen Startblock gehen, als vorgesehen. Jetzt hieß es warten… .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 9:05 Uhr war dann endlich der ersehnte Startschuss, für Italiener ganz schön pünktlich! Bereits nach kurzer Zeit kamen das erste, sehr beeindruckende Gebäude, das Monumento a Vittorio Emanuelle II. Dort ging es auch schon den ersten kleinen Anstieg hoch, aber nach 2 km stört das ja noch nicht. Vorbei am Circo Massimo (heute eigentlich nur eine große grüne Wiese, die z.B. von Läufern genutzt wird) ging es dann schnell raus aus der Stadt über den Tiber in den Süden. Jetzt wurde es zwar etwas trist von der Umgebung her, aber wir erkannten einige Bauten wieder, die wir gestern vom Zug aus gesehen haben. Schon nach ca. 10 km ging es wieder zurück in die Stadt. Nach ca. 15 km konnten wir Vatikanstadt sehen. Erst ging es noch um die Engelsburg, doch dann sind wir rechts auf die Via della Concilliazone abgebogen.

Jetzt hatte man einen überwältigenden Blick auf den Petersdom. Eine bunte Läufermenge lief zielstrebig auf den Dom zu. Noch vor dem Petersplatz sind wir dann wieder abgebogen und es ging auf vielen Umwegen zurück Richtung Tiber. Inzwischen hatten wir die 4:15 –Zugläufer erreicht. Bei mir machte sich jetzt erste Panik breit. Das ist doch viel zu schnell, du wolltest doch um die 4:30 laufen. Bei km 24kam dann endlich die ersehnte Brücke zurück in die Altstadt. Allerdings war das eine Autobahnbrücke. So ging es ziemlich bergauf und ich begann langsam an meinem Training zu zweifeln. Der Anstieg zur Brücke wurde immer länger. Norbert versuchte mich weiter aufzumuntern. Er machte seine Witze und Sprüche über andere Mitläufer. Die 4:15 –Zugläufer waren langsam wieder außer Sichtweite und ich wurde wieder etwas entspannter. Allerdings merkte ich, dass sich das zu schnelle Angehen bis km 16 jetzt rächte. Mit Norbert konnte ich kaum noch mithalten. Also habe ich eine Gehpause eingelegt. Glücklich war ich darüber zwar nicht, aber es tat sehr gut. Nach gut einem Kilometer gab es eine Verpflegungsstation. Hier tankte ich in Ruhe nochmal Kraft, dann ging es langsam aber stetig weiter. Als sich bei KM 35 herausstellte, dass ich die 4:30 auf keine Fall schaffen würde (da müsste ich ja jetzt unter 6 min laufen!), legte ich spontan eine zweite Gehpause ein. Ich habe die verschiedenen Läufertypen und Zuschauer beobachtet und das Flair genossen. Dass ich gehe, war mir in dem Moment ziemlich egal. Allerdings wurde es mir dann doch recht kalt und nach einigen Anlaufschwierigkeiten bin ich dann wieder gelaufen. Ab der Piazza del Popollo (KM37) lief es dann wieder rund. Es ging an der spanischen Treppe vorbei zum Trevi-Brunnen. Hier waren Menschenmassen unterwegs, aber die wenigsten interessierten sich für den Marathon. Allerdings mussten wir Läufer sehr aufpassen, dass man nicht auf den Vordermann aufläuft. Denn wirklich jeder drehte sich nochmal um, um einen Blick auf den Trevi-Brunnen zu bekommen. Abends hat Vanessa mir dass dann auch nochmal bestätigt.

Das Kopfsteinpflaster war mir inzwischen egal, ich wollte nur noch ankommen. Dann ging es auch schon zurück zur Piazza Venezia. Moment: Hier war ich doch heute schon mal… Es ging noch mal um das Monumento a Vittorio Emanuelle II herum zum Circo Massimo. Jetzt war der kleine Anstieg von heute morgen aber zu einem ordentlichen Berg angewachsen. Oben angekommen, ging es dann zurück Richtung Kolloseum. Glücklicherweise erinnerte ich mich früh genug daran, dass ich ja noch komplett um das Kolloseum herum laufen muss. Und da stand auch schon ULTIMO KM. Aber war dieser Berg heute früh eigentlich auch schon? Naja, für irgendwas müssen die Bittermark-Läufe ja gut sein. Also einfach weiterlaufen und nach und nach die Flachlandläufer einsammeln. Die letzten 200-300 m ging es dann auch nur noch bergab und die Uhr stoppte bei 4:38:51. Nun ja, das war sicher nicht mein bester Marathon, aber auch nicht der Schlechteste. Eigentlich bin ich ja in dem Zeitrahmen geblieben, den ich mir vorgenommen hatte. Im Zielbereich traf ich dann auch schnell Norbert. Er war mit 4:29:41 ja „nur“ neun Minuten schneller als ich. Im Hotel zurück, es hatte wirklich alles mit dem Gepäck etc. geklappt, berichtete Vanessa von ihrem Super-Lauf und der neuen Bestzeit von 3:11:46. Sie war überglücklich und den ganzen Nachmittag und Abend am Schwärmen.

Am frühen Abend sind war dann gemeinsam zur Piazza Navonna gefahren. Hier haben wir gemütlich gegessen und unsere Erlebnisse ausgetauscht. Alle 3 Läufer waren sich einig, dass es ein perfekt organisierter Marathon war. Sicher hat die Strecke einige Längen, aber das passiert doch bei den meisten Stadtmarathons. Das wenige Zuschauer an der Strecke sind, ist eher unwichtig, da man auf ca. 75% der Strecke sowieso ganz viel zum Gucken hat.

Die nächsten 2 Tage haben Vanessa und ich die Stadt dann nochmals in Ruhe erkundet. Selbstverständlich waren wir überwiegend zu Fuß unterwegs. Am Mittwoch ging es dann wieder zurück nach Hause, im Gepäck das gute Gefühl, wieder mal den Schweinhund überwunden zu haben und mit einer Menge Eindrücken. Der Rom-Marathon ist auf jeden Fall zu empfehlen. Und Vanessa hat ja jetzt auch bewiesen, dass die Strecke doch Bestzeit geeignet ist.