04.07.2004 Ironman Roth - Triathlonstaffel - Arnold Pankratow

Schwimmen       Radfahren      Laufen  
   3,8 km            180 km        42 km

Grisu (Kai)        Johanna        Arnold

 

Logistik/Versorgung/ Physiotherapie/Service/Beratung/Begleitung/Betreuung:
Christel, Gudrun, Gerd, Hems, Horst und Margarete (Koordination Telefon, Fernsehen, Internet/Gästebuch von Dortmund aus)

 

Vorgeschichte:

Es war einmal ein ganz normaler LTB-Trainingstag im Juni 2003 als Frank von einem schönen Volks- Triathlon in Hagen erzählte: 500 m schwimmen, 20 km Rad, 5 km Laufen. Es war wirklich Klasse!
Dann die Idee für die olympische Distanz (1,5km/44km/10km in Dortmund)  zu trainieren. Wir trafen uns mit mehreren im Hörder Schwimmbad immer dienstags nach dem Lauftraining. Wertvolle Tipps zum Kraulschwimmen gab uns unsere Lauffreundin Anna (Deutsche Schwimm- Meisterin).
Da war ja noch die Sache mit Johanna. Wegen großer Hüftprobleme sollte sie auf Anraten des Arztes nicht mehr laufen. Wir hatten doch zusammen so tolle Bergrennen  beim Training veranstaltet. Und jetzt soll sie nicht mehr laufen? Dann machen wir eben Triathlon zusammen! Und da kam heraus, dass Johanna auch eine Radrennfahrerin ist und schon Strecken bis zu 250 km am Stück absolviert hat - unglaublich! Regelmäßig gingen wir also dienstags schwimmen, bis zu 8 LTB´ler waren da. Das hatte sich wohl herumgesprochen.
Und eines Tages meinten Gerd und Horst: Ihr könntet doch in Roth eine Staffel machen, dort ist eine unglaubliche Stimmung. Beide „Jungs“ waren dort sogar schon Einzelstarter! Und dann habe ich noch den Schwaben interviewt. Er hat dort ja schon öfter teilgenommen und konnte die Superstimmung nur bestätigen. Irgendwann kam Grisu  dienstags  zum Schwimmen, ich wollte mit ihm ein Rennen schwimmen. Ich hatte auf der 25 m -Bahn  ca. 12m geschafft, da hatte Grisu schon gewendet, das war wohl nix, dachte ich. Doch, ich hab´s!  „JOHANNA“!, rief ich durch das ganze Bad, “wir DREI machen die Ironman -Staffel!“ Wir waren uns sofort allesamt einig; eigentlich völlig verrückt, so spontan zuzusagen. Abends Internet-Seite aufgerufen zur Online-Anmeldung: Sch…., Staffeln sind ausgebucht! Das kann doch nicht sein, wir haben Januar und das Rennen ist im Juli. Es gab eine Warteliste, man könne die Anmeldegebühr ja schon mal überweisen (320,--€!).
Wir bekamen nach einigen Wochen Bescheid, wir können starten! Jetzt gab es kein zurück mehr!

 

Kai sollte schwimmen trainieren, Johanna etwas Radtraining machen und ich musste alle 3 Disziplinen üben wegen des Westfalentriathlons e i n e Woche vor Roth. Ich wollte den Triathlon unbedingt schaffen. Anna und der Schwabe hatten  sich auch angemeldet.

Dann kam im Febr./März/April die Sache mit dem Ermüdungsbruch dazu (Ihr kennt ja die Geschichte mit den Fehldiagnosen 6 Wochen lang), 10 Wochen Pause. Ruhrmarathon konnte ich vergessen, Olympischen Distanz fraglich, Roth fraglich.  Aber es geht bei mir ja nie um Zeiten, sondern nur ums ankommen. Bloß nicht aufgeben. Das Training von Kai „fiel ziemlich ins Wasser“ wegen seiner Prüfungsvorbereitungen (bestanden, Glückwunsch!). Johanna nahm die Gemeinschaftsaktion sehr ernst. Mehrfach fuhr sie sogar ins Trainingslager. Tagestouren weit über 100 km, Rad-Bergtraining in den Vogesen usw. Johanna hat sich für unsere Staffel wirklich aufopferungsvoll vorbereitet, Hut ab!

Mein Westfalentriathlon klappte ganz gut (nicht Letzter), bis auf den Krampf im Eiswasser….

1 Woche nix machen und Freitag mit dem Wohnmobil nach Roth.

 

Horst, Gudrun und Gerd warteten schon auf uns und dirigierten uns auf einen guten Platz (Zielnähe). Es herrschte sofort eine ganz klasse Stimmung. Wir waren wie eine große Familie, aber wir von der Staffel waren irgendwie ganz schön nervös, ich hatte sogar etwas Angst. Ich dachte an die beiden Staffelpartner. Was ist, wenn Kai das Schwimmen abbrechen muss, oder Johanna eine Rad-Panne hat, dann war Alles umsonst. Zum Glück konnten Gudrun, Gerd und Horst uns alles genau erklären, hatten den gesamten Plan im Kopf, kannten dort unten wohl jeden Strauch und jeden Stein, das gab uns Sicherheit. Kai ging am gleichen Abend erstmal ins Dorf. Am nächsten Tag bei der Anmeldung im Meldezentrum kannte er schon alle Mädels des Veranstaltungsteams vom Vorabend.

Am Samstag fuhren wir zum nahe gelegenen See, damit Kai den geliehenen  Neoprenanzug  probieren konnte. Aber so richtig passte dieser  leider doch nicht.

 

Am Samstagabend veranstaltete Johanna draußen eine einmalige Pastaparty. Es ging alles Hand in Hand, der 2-Flammen-Ofen im Wohnmobil gab alles. 3 x Nachschlag sollte für den Wettkampf an nächsten Tag reichen! Auf dem Parkplatz wurden wir natürlich auch physiotherapeutisch behandelt.

           

 

Eigentlich kann ja jetzt nichts mehr schief gehen. Das Wetter sollte auch noch gut werden, so viel Glück ist schon unheimlich.

Am Sonntag vor 5.00 Uhr aufstehen und im Freien frühstücken. Noch vor sechs fuhren wir mit Hems ca. 5 km zum Schwimmstart. Tina Turner begleitete uns mit ihren Songs lautstark, Johanna und Grisu waren viel entspannter als ich, die beiden hätten fast im PKW getanzt. (Morgens um sechs….). Vom Parkplatz gingen wir zum Schwimmstart. Tausende von Zuschauern waren schon da, riesige Heißluftballons „standen aufgeblasen am Ufer“. Ein Klasse Stimmung! Und tausende Rennräder glänzten in der Sonne und warteten auf Ihre Fahrer. Um halb Sieben der erste Start mit der Weltelite.

 

Um 08.05 Uhrt war unser Staffel und Grisu endlich dran. Unser Rennen hat begonnen. Kai sagte eine Zeit von 90 Minuten für die 3.8km voraus. Auf der Gegenseite passierte kurz vor dem Ziel das Unfassbare. Eine Person wurde bewusstlos aus dem Wasser geholt, im Rettungsboot wurde Herzdruckmassage gemacht. Ein unheimlich beklemmendes Gefühl machte sich breit. Hier warten die Staffelfreunde auf die Ankunft der des Staffelfreundes, es fehlten doch nur noch 200m. Hoffentlich wird alles gut….
Gudrun, Horst und Gerd sind inzwischen mit ihren Rädern am Schwimmziel eingetroffen. Erleichtert feuerten wir Kai an, als der tatsächlich nach 90 Minuten aus dem Wasser kam. Jetzt musste er noch ein Stück zur Johanna laufen und die 180 km - Radstrecke begann.

 

Johanna wollte es unter 7 Stunden schaffen, so hatten wir genug Zeit, mit unseren Rädern ein Stück der Marathonstrecke abzufahren. Die Zeit verging doch recht schnell. Das Schöne als Staffelpartner ist eigentlich, dass man viel Zeit zwischendurch hat und an verschiedenen Punkten der Strecke das Rennen beobachten kann. Die Leistungsunterschiede bei einer solchen Weltklasse-Veranstaltung sind kaum nachvollziehbar. Aber es ist doch eine tolle Sache, dass so „Athleten“  wie ich, an einer solchen Veranstaltung überhaupt teilnehmen dürfen. Und tatsächlich, Johanna war unter 7 Stunden geblieben, übergab mir den Transponder und gegen 16.30 Uhr war ich endlich dran. Mann, war ich froh, dass Johanna ohne Probleme durchgekommen ist.

 

Ich verließ die Wechselzone, hatte 200m geschafft, da hörte ich schon meine LTB-Freunde rufen: „ Arnold, Du siehst gut aus!!!“ Nach 200m soviel Ermunterung; ist ja nicht mehr weit dachte ich….

 

Horst begleitete mich ein Stück mit dem Rad und schon wurden wir von einem Rennbeobachter ermahnt. Begleitung der Läufer ist streng verboten. Horst fuhr dann vor, wartete dann wieder auf mich. Dann begleitete Gudrun mich mit dem Rad fast die ganze Strecke, Horst kam auch immer wieder dazu, konnte somit den Staffelkollegen Zwischenberichte über meinen „Zustand“ telefonisch durchgeben und die Ankunftszeit berechnen. Er informierte auch Margarete telefonisch in Dortmund, damit sie das Gästebuch mit Infos versorgen konnte. Gudrun ermutigte mich immer wieder, langsam zu laufen, aber keine Gehpausen zu machen. Endlose Wege am Kanal, lange Anstiege zwischendurch, alles kein Problem, da ich gleichmäßig laufen konnte dank der Hilfe meiner LTB-Freunde. Gerd war mit der Kamera im Zielbereich und wartete mit den Anderen. Bis 22.30 Uhr habe ich Zeit, es wird langsam dunkler, aber das muss klappen. Der Wadenkrampf links von letzter Woche wollte mich immer irgendwie ärgern. Aber durch das gleichmäßige Laufen hielt ich ihn in Schach. Um 21.45 Uhr lief ich aus der Einsamkeit des Waldes kommend in das schöne Städtchen Roth. Nach wenigen hundert Metern lief ich in ein tosendes Stadion ein.  Eine Riesenjubel für mich allein, das kann doch nicht sein? Aber es war so, ich war ja weit und breit alleine gelaufen, und plötzlich sind Johanna und Kai bei mir im nicht endenden Zieleinlauf (sie wussten wohl von Horst telefonisch, wann ich eintreffe und sind über die Absperrungen gesprungen). Wir nahmen unsere Rennrad-Queen Johanna in die Mitte und liefen ca.100m  im Stadion unter unglaublichen Beifall gemeinsam ins Ziel.

 

Über Lautsprecher wurden wir alle 3 namentlich mit Vereinsnamen erwähnt. und bekamen  unsere wunderbaren Medaillen umgehängt. Es gibt nicht so viele besondere Glücksmomente im Leben, aber hier war einer davon Wir Drei im Zieleinlauf, das war einfach unbeschreiblich schön.

 

Ich bekomme jetzt beim Schreiben noch Gänsehaut, Ihr müsst das einfach selbst erleben, um mitfühlen zu können!

Die ganze Anspannung ist auf einmal weg. Nicht ich habe einen Marathon für mich geschafft, sondern wir haben als kleine Mannschaft ein großes Highlight erlebt. Ohne den anderen in der Mannschaft wäre hier nichts möglich gewesen. Und die Zeit von 13:45 Std. reichte, um nicht Letzter zu werden. Die Beste Staffel war etwas schneller (knapp unter 8).Um Punkt 22.30 Uhr (Zielschluss) ging im vollbesetzten Stadion ein grandioses Feuerwerk los und alle Zuschauer schwenkten Wunderkerzen…

 

Ein unvergesslicher Tag ging zu Ende. Als wir gegen Mitternacht zum Parkplatz/Campingplatz zurückkamen, hing die LTB-Fahne draußen und Gudrun, Gerd und Horst hatten einen Sektempfang für uns vorbereitet - einmalig! Vor einigen Monaten noch ein Ermüdungsbruch und Alles in Frage gestellt, und jetzt dieses Wahnsinnserlebnis!

Ich möchte hier allen Lauffreunden mit gesundheitlichen Problemen Mut machen: Geduld und Zuversicht, denn
NICHTS IST UNMÖGLICH!

Ganz herzlichen Dank an unser „Service-Team! Eure Unterstützung war Grundlage für diese schöne sportliche Gemeinschaftsleistung. Wir sind damit z.Zt. die beste LTB-Ironman -Mix-Staffel. Und Roth ist Veranstalter der weltweit mit Abstand größten und schönsten Triathlon-Langdistanz-Veranstaltung der Welt. Über 2000 Einzelstarter und 560 Staffeln. Wer von Euch ist als Einzelstarter oder  in einer  (Mix.-)Staffel im nächsten Jahr dabei? Ihr werdet es nicht bereuen, egal ob als Einzelstarter, Staffelpartner oder Zuschauer. Auf Euch wartet ein einmaliges „Gänsehaut-Feeling“ (Zitat Margarete).

 

Nachwort

Wir hatten so gehofft, dass die Staffelschwimmerin Bettina gerettet werden kann. Wir wissen nichts über die traurigen Umstände. Sie hat aber mit 38 Jahren ihre 3 Kinder für immer verlassen müssen. Wir sollten immer daran denken, dass unsere Gesundheit das höchste Gut ist. Ein Sieg muss nicht immer eine gute Platzierung bedeuten, vielleicht sollte ab und zu auch ´mal die Vernunft siegen, wenn der Körper sich meldet und mehr Rücksicht auf die Gesundheit fordert, vielleicht sollten wir öfter mal „einen Schritt ´rausnehmen“, oder eine Pause einlegen, damit wir alle beim LTB noch viele, viele Jahre gemeinsam laufen können!

Arnold Pankratow