30.09.2001 Berlin Marathon - Mein erster Marathon - Frank Rüther

Freitag ging es früh aus den Federn - denn um 6.24 Uhr fuhr der ICE vom Dortmunder Hbf. Auf dem Bahnhof war dann gruppendynamischen Umziehen angesagt - die Presse war da und wollte die Gruppe im einheitlichen Trikot fotografieren.Gestern erschien der Bericht in der Rundschau. Zur allgemeinen Überraschung fehlte unser Lauftrainer Ralf. Später erfuhren wir, dass er den Zug verpasst hatte. Er kam dann abends mit dem 3 Nachzüglern (die Freitag noch arbeiten mußten) nach.

Das Hotel lag super zentral in der Nürnberger Straße. Also ganz nah am Bahnhof und auch zum Start/Ziel waren es nur ein paar Minuten Fußweg. Nach dem Einchecken ging es erst einmal zur Sportmesse die Startunterlagen abholen und über die Messe stöbern. Hier gab es auch Fertignuddeln, die ich später auf dem Hotelzimmer gleich testete. Mangels Löffel/Gabel mußte meine Zahnbürste als Essbesteck herhalten. -Ging prima! Abends war in der Kantine des Berliner Karstadt Hauses eine Pasta-Party, wo sich alle Karstadtgruppen aus Deutschland trafen. Es gab u.a. leckere grüne Nudeln mit Lachs (viele Kohlenhydrate!!!) und Gemüse.
Samstag fuhr ich mit einigen Mitstreitern zum Reichstag und anschließend zum Sonycenter. Ansonsten schonten wir natürlich unsere Füße und tranken ungeheure Mengen an Wasser und Apfelschorle um für den Marathon fleißig Flüssigkeit zu tanken. - Wir haben so viele Toiletten besucht, dass wir jetzt bei "Wetten das" auftreten können. Abends ging es zum Italiener und ich futterte wieder Nudeln (noch mehr Kohlenhydrate), diesmal mit Tomatensoße.

Sonntag morgen war die Nacht um 5.30 Uhr zu Ende, beim Frühstück bekam ich vor lauter Aufregung kaum etwas runter. Eine Stunde vor dem Start gab es wieder einmal ein Foto-Shooting - diesmal von Adidas. Anschließend nahmen wir unseren Startplatz ein. Eigentlich hätten wir als Marathon-Neulinge hinten starten müßten. Dank Adidas kamen wir in den Genuß im blauen Startblock zu starten, der eigentlich nur Läufern mit einer Zeit zwischen 2:30 - 3 Stunden vorbehalten ist.

Pünktlich um 9 Uhr ging es dann los. Vorbei an der Siegessäule und anschließend durch das Brandenburger Tor. Mensch, war dass ein tolles Gefühl. Ich hatte eine Endzeit von 3:45 Std. geplant. Die ersten 5 Km lief ich auch diszipliniert (5:20 Min. je Km). Danach ließ ich mich aber auch mitreißen und lief schneller (5 Min.). Donnerstags hatte ich noch Knochenhautreizung im rechten Fuß gehabt, die mit einer Spritze behandelt werden mußte. Ich war einfach happy, als ich beim Lauf mit dem Fuß keine Probleme bekam. Auch Muskelprobleme (Waden, Oberschenkel) blieben aus. "Der Mann mit dem Hammer" hatte aber auch ohne mich viel zu tun. Ab 30 km gingen die ersten Läufer, andere quälten sich langsam dahin. Ganz problemlos ging es aber auch bei mir nicht. Ab 28 km merkte ich meine Kniekehlen, so dass ich kontinuierlich langsamer wurde. Gehen brauchte ich aber nicht. Nach 24 km kamen die Yorckbrücken, wo man 31 Eisenbahngleise unterläuft. Hier standen viele Bands/Trommler und es war ohrenbetäubend. Beim Wilden Eber (nach 35,5 km) wurde es ein wenig eng und das Publikum machte einen Höllenlärm. Einige Kilometer vor dem Ziel holte ich meinen Laufkollegen Rainer ein, -er kämpfte arg mit dem inneren Schweinehund und wollte lieber seine Ruhe haben. 3 Kilometer vor dem Ziel sah ich einen weiteren Laufkollegen (der bei Veltins arbeitet) am Straßenrand und glaubte zu träumen - er trank gerade eine Dose Bier. Wie ich anschließend erfuhr war es nicht seine Erste... Bis kurz vor dem Ziel motivierten wir uns gegenseitig. Der letzte Kilometer auf dem Kurfürstendamm war dann mein schnellster. - Man sah die Gedächtniskirche (wo das Ziel war) und das Publikum peitschte einen frenetisch an. Ich überholte einige hundert Läufer und dann, endlich, nach 3:45 Std. war ich im Ziel.

Überall saßen oder lagen Läufer, eingehüllt in Wärmefolien. Die meisten sahen erschöpft, ausgemergelt aus und schienen abwesend zu sein, innerlich waren sie aber bestimmt genauso glücklich wie ich.

Bis zur Abfahrt blieb noch viel Zeit. - Zeit auch für ein großes Schnitzel mit Pommes und drei Tüten Majo. Dazu ein großes Pils. Das tat gut...

Frank Ruether